Das Gütesiegel der ÖGNI, der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft, ist das verbreitetste in Österreich. Bauherren lassen ihre Immobilien nach verschiedenen Nachhaltigkeits-Kriterien wie zum Beispiel der Wirkung auf die globale und lokale Umwelt oder den Verbrauch von Ressourcen bewerten und auszeichnen. Nun wird auch das Mikroklima im Zertifizierungsprozess stärker berücksichtigt: Gebäude bzw. Stadtteile sollen einen guten Human- und Windkomfort bieten.
Die Firma Weatherpark ist Experte für das Thema Stadtklima und hat den neuen Steckbrief der ÖGNI maßgebend erarbeitet. Geschäftsführer Simon Tschannett erklärt, was Bauherren tun können, um trotz Hitze ein angenehmes Klima rund um Gebäude zu schaffen: „Richtige Bepflanzung kann viel bewirken. Bäume und Sträucher mit der passenden Höhe und Dichte spenden einerseits Schatten und beeinflussen zusätzlich die Luftqualität positiv. Weiters hilft Wasser, also zum Beispiel Brunnen, das Klima positiv zu beeinflussen.“
Der thermische Komfort in der Gebäudeumgebung gewinnt an Bedeutung, weil die Temperaturen aufgrund des Klimawandels bereits gestiegen sind und auch die künftigen Sommer im Schnitt deutlich heißer werden als früher. Hitze fühlt sich in der Stadt allerdings oft extremer an als in weniger verbauten Gebieten. Denn auch wenn es gleich viel „Grade“ hat, so kann die sogenannte „gefühlte Temperatur“ unterschiedlich sein. Wenn die Luftfeuchtigkeit höher ist, es viel direkte Sonneneinstrahlung gibt oder der Wind kaum bzw. gar nicht weht, hat der Mensch das Gefühl, dass es heißer ist.
Neben dem thermischen Komfort ist der Windkomfort entscheidend für ein angenehmes Mikroklima. Die Form, Größe und Lage der Immobilie bestimmen die Windsituation rund um das Gebäude. Je nach Bauweise kann es den Wind auf den (geplanten) Freiflächen verstärken oder abschwächen. Ist es auf den Balkonen oder Spielplätzen, in den Durchgängen, Eingangsbereichen und Gastgärten oft stürmisch, dann fühlen sich die Menschen dort nicht wohl – der Windkomfort ist gering. Durch eine entsprechende Analyse und Planung vor dem Bau kann dies verhindert werden, was die Auslastung und somit den Gesamtwert der Immobilie steigert. Der neue Stadtteil Hauptbahnhof und viele andere Stadtentwicklungsgebiete sowie einzelne Neubauten wurden bereits auf angenehmen Windkomfort ausgerichtet.
Hintergrundinformation zur ÖGNI und zum Zertifizierungsprozess:
Die Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) ist ein gemeinnütziger Verein, der die Rahmenbedingungen schaffen möchte, um den Gedanken der Nachhaltigkeit bei allen Stakeholdern der Bau- und Immobilienbranche in Österreich zu etablieren. Die Ziele werden mittels ehrenamtlicher Arbeit der Mitglieder, Forschungsförderung, Marketing und PR sowie Aus- und Weiterbildung und der Abhaltung von Veranstaltungen bzw. Konferenzen umgesetzt. Die ÖGNI ist established Member der World Green Building Council. Als eines der Hauptinstrumente wird das (internationale) Zertifizierungssysteme für Immobilien (DGNB, blueCARD) eingesetzt. Im Zertifizierungsprozess werden Gebäude und Stadtviertel nach sechs Themenfeldern bewertet: der ökologischen, der ökonomischen, der soziokulturellen und funktionalen, der technischen, der Prozess- und der Standortqualität. Der überarbeitete Steckbrief Mikroklima SOC 1.8 ist in den Updates der Systemvarianten NBV (Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude), NHO (Neubau Hotelgebäude) und NWO (Neubau Wohngebäude) anzuwenden.