Was sind Kaltluftsysteme und warum sind sie wichtig?
Kaltluftsysteme sind natürliche Luftströme, die nachts kühlere Luft aus dem Umland in die Stadt transportieren. Dieser Prozess hilft, die nächtlichen Temperaturen in Städten zu senken, was vor allem während heißer Sommernächte von Bedeutung ist. Ohne diese Kühlung sind Tropennächte häufiger, was nicht nur den Schlafkomfort der Bewohner:innen beeinträchtigt, sondern auch das Risiko von gesundheitlichen Problemen von vulnerablen Gruppen erhöhen kann.
Kaltluftsysteme schützen und gezielt steuern
Um die Funktionsfähigkeit von Kaltluftleitbahnen zu bewahren, ist es entscheidend, ihre Entstehungsgebiete und Leitbahnen zu schützen. Dabei hilft es, eine computergestützte Kaltluftanalyse durchzuführen, die zeigt, wo die Kaltluft nach Sonnenuntergang entsteht, wo sie sich sammelt und in die Stadt fließt, sowie wann welche Quartiere von der Kaltluft profitieren. Ideal ist, wenn die Kaltluft möglichst früh in der Nacht ankommt, sodass es zu einer Reduktion der Tropennächte kommt. Außerdem sollte die Kaltluft deutlich mächtiger sein als die Gebäude hoch sind, sodass es auch noch im 5. Stock eine kühlende Wirkung gibt. Solche Analysen führen wir z.B im Rahmen einer Stadtklimaanalyse oder bei der Beratung von Stadtentwicklungsprojekten durch. Das Modell bietet auch eine detaillierte Analyse, wo Hindernisse den Fluss beeinflussen und wie sich Neubauten darauf auswirken. So können geplante Bauprojekte in Abstimmung mit den Kaltluftsystemen geplant werden.
Simulierte Visualisierung der Kaltluftbewegung
Mit dem Kaltluftmodell KLAM_21 ist es möglich, die Bewegung der Kaltluft in ihrer Dynamik und zeitlichen Entwicklung darzustellen. Wir zeigen damit, welche Gebiete von der Kaltluft am meisten profitieren und in welchen Bereichen eine Störung des Flusses zu erwarten ist. Dies ermöglicht es Stadtplanerinnen und Architekten, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und Anpassungen durzuführen. Weiters werden die Systeme durch Differenzenkarten und zeitliche Animationen der Kaltlufthöhe, Fließgeschwindigkeit und Volumenströme veranschaulicht.
Maßnahmen zur Bewahrung von Kaltluftsystemen
Die Ergebnisse dieser Simulationen sind nicht nur für die städtebauliche Planung von Bedeutung, sondern auch für die Entwicklung konkreter Anpassungsmaßnahmen für eine geplante Bebauung:
- Optimierung der Gebäude: Die Ausrichtung, Form und Höhe von Gebäuden können so angepasst werden, dass die Kaltluftströme nicht blockiert, sondern unterstützt werden.
- Förderung von Grünflächen: Grünflächen tragen dazu bei, die Abkühlung der Umgebung zu fördern und die Auswirkungen versiegelter Flächen zu mildern.
- Offene Räume schaffen: Freiflächen und natürliche Kaltluftkanäle sollten in die städtische Planung integriert werden, um den Kaltluftfluss zu ermöglichen und zu verstärken.
Durch eine intelligente und vorausschauende Planung können wir sicherstellen, dass Kaltluftleitbahnen weiterhin ihre kühlende Funktion erfüllen und städtische Gebiete auch in Zukunft eine erholsame Nachttemperatur bieten – ein entscheidender Schritt, um die Lebensqualität in Städten zu erhalten und den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

„Nächtliche Kaltluft“ der Stadtklimaanalyse Wien 2022. © Stadt Wien.